Versuch einer Deutung

Was kann man diesen Aussagen/Erklärungen nun entnehmen ?

Die Aussagen der meisten Ethymologen, zumindest was viele Namen mit nicht so hohem Vorkommen an Namensträgern angeht, sind mehr oder weniger umstritten.

So wurde Bahlow mancherorts vorgeworfen, dass sein Werk sehr kommerziell und oberflächlich sei. Auch zu Brechenmacher findet man so mancher kritische Kommentar. Lediglich Heintze-Cascorbi kommen "besser weg", gehören aber auch schon zu den "frühen" Publikationen. Es ist beim Vergleich deutlich erkennbar, dass der eine oder andere Ethymologe sich eher an den "frühen" Publikationen orientiert, um nicht zu sagen "abschreibt".

Auch wenn Bahlow die Namensherkunft im niederdeutschen Sprachraum ansiedelt - im Gegensatz zu Brechenmacher im mittelniederdeutschen - so wartet er doch auch mit dem Verweis auf "scherf" = Schale, bzw. "scherve" (!) bei Brechenmacher auf. "Scherve" ist hier bemerkenswert ! - Ich komme später darauf zurück.

Weiterhin ist Brechenmacher "nur" "der Besorger der Öllampen" und Johann Heinrich Anton Lampenscherf aus Wittlar "eingefallen" Da dieser Namensträger als Kanoniker und später Scholaster des Gymnasiums am Aachener Dom auch im Deutschen Biographischen Index vermerkt ist, war er sicher auch nicht schwer "zu finden". (von ihm wird hier später noch die Rede sein).
Sicherlich hat er auch nicht einfach ein älteres Namensvorkommen finden können und so kam er wohl auf die Idee, dass einer unserer Vorfahren wohl entweder in Öllampen handelte, oder aber die öffentliche Beleuchtung "wartete". Nicht wissend wie alt der Name ist, lag dieser Schluss vielleicht wohl auch nahe. Durch das Alter und die Herkunft des Namens schliesst sich diese Deutung aber aus.

Heintze-Cascorbi führt "Lampenscherf" fälschlicherweise unter "Lampe" auf, hat aber vielleicht irgendwo einen Hinweis auf einen Hausnamen (siehe z.B. "Lampenscherf's Gut" in "Benrath Historisch, Heft 9") gefunden. Der Hinweis auf einen "zusammengesetzten" Namen ist sicherlich richtig, allerdings wusste man dies wohl nur auf eine Familie "Lampe" zurück zu führen, die jedoch damals im weiteren Umfeld nicht belegt ist.

Interessant ist, das die adeligen Familien "von Lampe" bei Heintze-Cascorbi übrigens nicht erwähnt werden, obwohl in mehreren Zweigen adelig (allerdings weitab unseres raeumlichen Umfeldes) gut belegt.
Vielleicht war es sogar der Fund des alten Hausnamens der hier nicht zu der Deutung "Besorger der Öllampen" geführt hat.



Was bleibt also ?

(Ich muss zu unserem historischen familiären Umfeld vorausschicken - später folgen die sehr zahlreichen Quellen - das sich dieses primär auf den Bereich der ehemaligen (Gross-) Buergermeisterei Benrath und sekundär auf deren Umgebung (das Herzogtum Berg) bezieht.

Es bleibt "ein zusammengesetzter" Hausname bzw. Familienname aus "Lampe(n)" und "Scherf" (Scherve). Übrigens fand ich bisher in keinerlei historischem Dokument oder Urkunde einen Hinweis auf das Vorkommen einer Familie "Lampe" im Bereich Benrath oder im Bereich des Herzogtums Berg.

Beim Suchen nach den "einzelnen" Namen "Lampe und Scherf" stiess ich allerdings schon recht früh auf den Namen "Scherf" (bzw. "von Scherf(f)", "van Scherf(f)", "von Scherve" bzw. "van Scherve", "de Scherve" oder "de Scuerve"), allerdings nicht in Benrath
erwähnt. Schon im Vorwort des Nachdrucks des "Urkundenbuch der Abteil Altenberg" (auch wiedergegeben in der Zeitschrift des
bergischen Geschichtsvereins) stiess ich auf die Aussage, dass im Mittelalter eine Familie "von Scherf", bzw. "von/van/de Scherve" "zu den fünf einflussreichsten Familien des bergischen Landes gehörte".
(Die unterschiedliche Schreibweise ist übrigens aufgrund des örtlichen Dialektes und der nicht feststehenden Rechtschreibung begründet und historisch unbestritten bzw. belegt.)

Eine - im weitesten Sinne "hiesige" - Familie "Scherf"/"von Scherf" wird nur verschiedentlich in sehr alten Unterlagen erwähnt.
Eine der wenigen Erwähnungen fand ich in einem Buch von Günther von Roden unter "Quellen zur älteren Geschichte von Hilden,
Haan und Richrath, Teil 1: bis zum Jahre 1380", erschienen 1951 im Verlag Fr. Peters in Hilden", wiedergegeben. Diese wurde dort
auch "in moderne Ausdrucksweise übertragen".

Diese Urkunde vom 25. März 1372 wird im Kurztext zusammengefasst :
"Vor dem Gericht zu Hilden bekundet Nesa von Scherve, Witwe des Heinrich Fleckes von Hugenpoet, mit Zustimmung ihrer Verwandten, um die Mitgift für Ihre Tochter Nesa zu beschaffen, ihren Zehnten zu Hilden, genannt "des Rüsilpaffen-Zehnter", für 320 Gulden an das Kloster Altenberg verkauft zu haben. Johann von Hugenpoet verbürgt sich mit seinem Vermögen für die Einhaltung aller Abmachungen."

Nesa von Scherve bezeichnet diesen Zehnten als "sicheren Erbbesitz". Sie verkaufte an die Abtei Altenberg aus "offenbarer Not" zur "Ablösung des Brautschatzes". Der Ehemann ihrer Tochter Nesa ist übrigens Reinhard von Scheven.
Die beiden letzten Brüder "von Benrath"/"de Benroide" zeichneten übrigens, nachdem Sie "ins Diecker Land" (um Schloss Dieck/Jüchen) abgewandert waren, mit "de Benroide gen. van Scheven".

Wie die Familie "von Scherf" an den "sicheren Erbbesitz" zu Hilden kam war bisher nicht auszumachen.

Späteres zu "von Scherf" konnte ich im hiesigen Bereich (Gross-Benrath) nicht finden.
Für einen Zeitpunkt etwa 150 Jahre später wird "laut mündlicher Überlieferung" das Erbauungsdatum des "Lampenscherfs Gut" in "Benrath historisch, Heft 9" erwähnt. (Das letzte Gebäude wurde 1902 abgerissen - heute befindet sich dort das Henkel-Werksgelände).

In den vergangenen Tagen wurde ich inspiriert mal wieder nach "Scherf" zu suchen und stiess zunaechst auf die Internetseite
des Ortes Schwerfen in der Eifel: http://www.schwerfen.de und den nachfolgenden Text unter Geschichte:

"Mehrere adelige Familien haben von Schwerfen ihren Namen angenommen, sind also im Besitz von Gütern daselbst gewesen. Die ältesten bekannten nannten sich einfach „von Schwerfen“. Ihr Stammsitz scheint die heute noch im Dorfe liegende sog. Gülichsburg gewesen zu sein. Erzbischof Arnold I. von Köln (gest. 1151) führt in einer Urkunde über eine Schenkung Walters von Hengebach vom Jahre 1147 als Zeugen die Brüder Folcolt und Gottfried von Schwerfen an: Folcolt de Sueruene et frater ejus Jodefridus. In einer Urkunde vom 15. August 1166, durch welche Erzbischof Reinold von Köln bezeugt, daß die Abtei Siegburg für ihre Probstei Zülpich 50 Morgen Land im dortigen Felde von Rudolf von Kirspenich gekauft habe, treten dieselben Volcholdus et Godefridus de Sueruena als Zeugen auf. Im Jahre 1216 befreit Graf Adolf von Berg den Abt und den Convent von Altenberg von aller herrschaftlichen Abgabe, wobei uns als Zeuge Lambertus de Scherue begegnet. Derselbe ist abermals Zeuge am 15. Juni 1218, als Graf Adolf den Hof Dieteren dem Deutschorden schenkt. Im Jahre 1229, da Everhard von Hengebach, Vogt von Zülpich, den Lehnsverbandvon einem dem Kloster Hoven verkauften Hause zu Irnich erläßt, wird als Zeuge genannt Gerhardus de Sueruene.

Am 20. Juli 1259 finden wir Udo de Scerue et Methildis uxor eius, welche an diesem Tage der Abtei Altenberg den Wald Grimberg schenkten. Die Gräfin Margaretha von Berg beurkundet diese Schenkung. Udo ist am 1. Februar 1264 mit mehreren anderen Rittern Schiedsrichter in einem Streite zwischen den Gebrüdern von Hane mit dem Kloster Dünwald wegen einer Wasserleitung durch das Kloster. Endlich zeugt er in einer Urkunde vom 22. November 1266, durch welche Gräfin Margaretha von Berg bestätigt, daß Suitker von Lindlar auf alles Recht an dem gleichnamigen, dem Stift St. Severin zu Köln zuständigen Hofe verzichtet habe.

Kurze Zeit später tritt ein Adolfus de Scherue, und zwar in vier Urkunden, als Zeuge uns entgegen; zunächst 1273, als Walram von Balkenburg bestätigt, daß Th. Von Schinnen den Hof Bingelraedt dem Marienstift zu Aachen verkauft habe; 1293 besiegelt Adolf den Theilungsakt der Geschwister vame Rode; dann am 29. Oktober 1296, an welchem Tage die Brüder Theoderich und Johann von Immendorf ihr gleichnamiges Burghaus dem Herrn Theoderich von Heinsberg zu Lehn auftragen: er wird hier genannt Consanguineus Adolphus de Scerue; endlich am 6. April 1298 bei einem Schiedsspruch wegen Benutzung eines Waldes des Hofes Hülhoven.

Die oben genannte Lambertus, Udo und Adolfus stammen wohl nicht von unserem Schwerfen, sondern eher von Scherffen im Amte Portz, südöstlich von Altenberg, da alle in diesen Urkunden genannten Orte im Bergischen liegen. In diesem Falle gehören auch die vorhin genannten Orte von 1216, 1218, 1269 und 1296 nicht hierhin. Adolf miles de Scherve siegelt 1270 mit fünf Pfählen und beiderseits gezähntem Schrägrechtsbalken, während das Wappen derer von Schwerfen einen Balken mit oben zwei Vögeln, unten einem Vogel aufweist. Letzteres Wappen benutzt im Jahre 1322 ein Ulrich von Sueruene als Siegel. Die Verschiedenheit beider Familien geht also schon hieraus hervor. ......."

Nun habe ich erneut auf Karten in der Naehe des Altenberger Domes gesucht und war sehr erstaunt mit Hilfe von Google-Maps
suedwestlich von Odenthal auf das "Scherfbachtal" und die dortigen Ortsbezeichnungen "Niederscherf", "Amtmannscherf",
"Scherf" und "Hochscherf" zu stossen.

Zu "Amtmannscherf" findet sich im Internet unter "Beschreibung der Wanderung nach "Tippeltouren" von Peter Squentz" unter anderem folgende Beschreibung ...

"..... Wieder im Freien, dreht sich der Weg gemach nach rechts und führt hinab, vorbei an einem Fichtensolitär am Querweg,und weiter auf das wuchtige Backsteingemäuer von Amtmannsscherf zu: "Gut Amtmann Scherf' steht über dem Portal.Das war der Sitz der Ritter aus dem Scherfbachtal. ...1830 wurde dann die Burg durch einen Bauernhof ersetzt, und auch der Turm verschwand um 1860. ... "

Offensichtlich war dies jedoch nicht der einzige Sitz der Familie "Scherf" im und um das Scherfbachtal.
Ich sehe hier einen interessanten neuen Ansatzpunkt fuer meine Familienforschung !


Wäre diese Familie der Ursprung des Namenbestandteils "scherf" in unserem Namen, wie kam es zu dem "Lampe(n)" ?

Nun komme ich wieder auf den "Besorger der (Öl-)lampe" (bei Brechenmacher) zurück.
Wenn auch er damit wohl auf die (wesentlich) spätere erste öffentliche Beleuchtung der Strassen ansprechen wollte lag er damit wahrscheinlich nicht völlig fern ab der Wahrheit, allerdings ging es nicht um die öffentliche Beleuchtung.

Schon vor Jahren erhielt ich von Frau Monika Degenhard (vom Düsseldorfer Verein für Familienkunde) den Hinweis auf Namensbildungen die sich auf Wachsabgabepflichten fuer das "ewige Licht" (manchmal auch "ewige Lampe" genannt) einer Kirche. In einem Artikel wurde auf die Namensbildung des Ortes "Lampaden", bei Trier, verwiesen.

Tatsaechlich finden sich auch für relativ "frühe" Vorfahren noch Wachsabgabepflichten, zum Beispiel im 17ten Jahrhundert fuer die Kirche in Himmelgeist.

Der "Geschichtsschreibung" Benrath's ist zu entnehmen, dass im 13ten Jahrhundert das Klarissenkloster in Neuss "Besitz" "zu Benrath" hatte. Details dazu findet man unter anderem in "Historische Nachrichten über Benrath" zusammengestellt von Notar Strauven und im Band 10 - Zusammenstellung der Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins (1874-1876) - publiziert. Diesen Abschnitt finden Sie auch zum Download unter http://www.heimatarchiv-benrath.de

In dieser Publikation finden sich auch Details zu einer Urkunde von 1368 die sich auf "acht Morgen zu Cappelerhof gehörig" beziehen. Weiter heisst es dort "Die Pächter müssen unam lampadem pendentem in ecclesia de Rayde unterhalten".
Eine solche Pflicht zur "Unterhaltung einer Lampe" in der Benrather Kirche ist auch für andere (spätere) Pächter des Kappeler Hofes oder zugehörigen Landes vermerkt. Auch ist dort zu lesen, das nicht bekannt ist wer zuerst diese "Wachsabgabepflicht" auf dem Kappeler Hof hatte.

Da die ersten Erwähnungen des Namens "Lampenscherf(f)" schon 400 Jahre zurückliegen
und solche Wachsabgabepflichten schon etwa 200 Jahre vor dieser Zeit für den Bereich Benrath belegt sind, wenn auch diese nicht auf ein Familienmitglied zurückzuführen sind, so plädiere ich doch dafür eine solche Wachsabgabepflicht als Grund für unseren Namensbestandteil "Lampe(n)" zu verstehen.
So könnte aus einem Scherf vielleicht ein "Lampen-scherf" geworden sein ?

Dies alles ist, solange nicht zu belegen, eben letztendlich nur eine Spekulation, wennauch man für ähnliche Umstände von anderen Namensänderungen Belege finden kann.
Der offensichtlich seit mindestens 400 Jahren praktisch unveränderte Familienname spricht übrigens für einen "besonderen" Sinn.

Die Wahrscheinlichkeit Belege für eine vor vielleicht 500 oder mehr Jahren erfolgte Namensänderung zu finden ist auch heute noch
sehr gering.

Vielleicht lässt sich einmal in einem genetischen Vergleich (DNA) eine Verwandtschaft etwa namensähnlicher Familien nachweisen.

Mittlerweile gibt es schon verschiedene (kommerzielle) Angebote/Projekte die sich mit "DNA Genealogie" beschäftigen, z.B.
http://www.familytreedna.com oder
http://www.igenea.com

Wenn Sie nun noch Lust haben auf anderen Seiten dieser Webpage weiterzulesen, so werden Sie feststellen, dass ich mich im Übrigen mehr auf Fakten und weniger auf Spekulation beschränke .......